Der Einsatz für Frieden im Nahen Osten und die Solidarität mit den Flüchtlingen standen im Mittelpunkt des Kurzbesuchs von Papst Franziskus auf der griechischen Insel Lesbos. Auf dem Rückflug nahm Franziskus drei syrische Flüchtlingsfamilien im Papstflieger mit nach Rom. Sie werden dort von der römischen Basisgemeinschaft Sant’Egidio betreut. Es sei zwar nur eine kleine Geste, „aber genau diese kleinen Dingen müssen wir jeden Tag tun“, so Franziskus auf dem Rückflug gegenüber den mitreisenden Journalisten. Mit Blick auf Europa stellte er fest, „Europa muss heute wieder die Fähigkeit zur Integration wiederfinden, die es immer hatte.“ Dass einige „in Europa geborene und aufgewachsene Menschen“, „Söhne oder Enkel von Migranten“, Terroranschläge wie die von Paris und Brüssel verübt hätten, zeige, „dass es keine Politik der Integration gegeben hat“. Vor dem Abflug hatte der Papst zusammen mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus und dem griechisch-orthodoxen Erzbischof Hieronymus der Flüchtlinge gedacht, die auf der Flucht ihr Leben verloren haben. Bereits auf dem Hinflug hatte Franziskus am Morgen gesagt: „Dies ist eine traurige Reise!“
Europa muss für Menschenrechte stehen
Auf dem Rückflug betonte er noch einmal, dass Mauern angesichts der Flüchtlingskrise keine Lösung seien. Vielmehr müsse es darum gehen, Brücken zu bauen. Bei dem Besuch auf Lesbos ging es allerdings nicht nur um die Flüchtlinge, sondern auch immer wieder um die Fluchtursachen. In einer gemeinsamen Erklärung forderten die drei Kirchenführer „alle politischen Verantwortungsträger auf, jegliche Mittel einzusetzen, um zu gewährleisten, dass Einzelne und Gemeinschaften, einschließlich der Christen, in ihren Heimatländern bleiben und ihr Grundrecht, in Frieden und Sicherheit zu leben, genießen“. Dazu gehöre auch die Einhaltung der Menschenrechte, der Schutz von Minderheiten sowie der Kampf gegen Menschenhandel und -schmuggel. Zudem sprachen sie sich für „sichere Umsiedlungsverfahren“ aus. Europa stehe heute vor der „ernstesten humanitären Krise seit dem Ende des II. Weltkriegs“, so die Kirchenführer. Sie appellierten eindringlich an alle Christen, sich solidarisch zu zeigen. Zugleich dankten sie allen Helfern in Griechenland, den Nachbarländern sowie in Europa.
Franziskus wollte mit seinen Gesten und vor allem mit seinen Worten Europa deutlich machen, dass der Umgang mit den Flüchtlingen das Bild Europas in der Welt prägt. Beim Treffen mit den Einwohnern von Lesbos sagte er: „Europa ist die Heimat der Menschenrechte, und wer auch immer seinen Fuß auf europäischen Boden setzt, müsste das spüren können; so wird es ihm selbst deutlicher bewusst werden, dass er sie respektieren und verteidigen muss.“ Franziskus hat bei der Reise keine großen neuen Akzente gesetzt. Sein Ziel war es, ein Zeichen zu setzen und wachzurütteln sowie Europa an seine weltoffene Tradition zu erinnern.
P.S. Auf dem Rückflug äußerte sich Franziskus übrigens auch zu seinem Schreiben „Amoris laetitia“. Auf die Frage, ob das Papier die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene ermögliche und es viele weitere Öffnungen gebe, sagte Franziskus: „Ich könnte schon sagen: Ja. Aber das wäre eine zu kurze Antwort. Ich empfehle Euch die Präsentation des Dokuments von Kardinal Schönborn zu lesen. Er ist ein großer Theologe.“ Zugleich erklärte er, dass ihn die mediale Konzentration auf die Frage der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene beim synodalen Prozess von Anfang an traurig gestimmt und geärgert habe. Denn die Medien hätten nicht verstanden, dass das nicht das wichtigste Problem der Familien sei. „Die Familie ist in der Krise. Die jungen Leute wollen nicht mehr heiraten. In Europa haben wir eine Absenkung der Geburtenrate, die zum Weinen ist. Dann die Arbeitslosigkeit, Kinder, die alleine aufwachsen … Das sind die großen Probleme.“