Überraschend hat der Vatikan jetzt eine Reise von Papst Franziskus nach Abu Dhabi angekündigt. Vom 3. bis 5. Februar wird der Pontifex die Vereinigten Arabischen Emirate besuchen. Es ist das erste Mal, dass ein Papst auf die Arabische Halbinsel reist. Die Reise steht unter dem Motto „Mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens“. Franziskus wird in dem Emirat auch an einer interreligiösen Friedenskonferenz teilnehmen. Nur wenige Wochen später fliegt der Papst nach Marokko. Auch dort wird der interreligiöse Dialog im Mittelpunkt der Reise stehen. Das Jahr 2019 könnte zu einem wichtigen „Dialogjahr“ werden und der interreligiöse Dialog neben dem Missbrauch und der Amazonassynode zu den zentralen Themen an der Schwelle zum siebten Amtsjahr von Papst Franziskus.
Überraschende Reiseziele
Vieles ist ungewöhnlich an der Reise auf die Arabische Halbinsel. Die Ankündigung ist ungewöhnlich kurzfristig und kam überraschend. Zwar wird schon seit langer Zeit über eine Reise des Papstes in die Region spekuliert. Zuletzt war es aber ruhig geworden. Der Blick richtete sich eher nach Asien und Afrika, was päpstliche Reiseziele anbetrifft. Dann kam schon vor einigen Tagen die Ankündigung der Reise nach Marokko Ende März 2019. Schon damals staunten viele Beobachter, weil eine Reise in das nordafrikanische Land überraschend kam; jetzt der Trip nach Abu Dhabi.
Der Papst wird nur sechs Tage nach seiner Rückkehr vom Weltjugendtag in Panama wieder in den Flieger steigen zur 27. Auslandsreise. Eine solche kurze Aufeinanderfolge von Papstreisen ist äußerst ungewöhnlich und hat es bisher nur einmal bei Johannes Paul II. gegeben, als er 1982 nur zwei Tage nach seinem Besuch in Großbritannien zu einem Tagestrip nach Genf aufbrach.
Kultur des Dialogs fördern
Dialog und Begegnung gehören zu den zentralen Elementen des Pontifikats von Franziskus. Immer wieder fordert er eine „Kultur des Dialogs“. Sein Ziel ist es, Menschen zusammenzuführen. Dabei scheut er auch nicht vor dem Gespräch mit umstrittenen Persönlichkeiten zurück. Erst Mitte Oktober hatte er den Großscheich der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmad al-Tayyeb, im Vatikan getroffen. Es war bereits die dritte Begegnung der beiden Religionsführer. Die Al-Azhar gilt als die wichtigste theologische Hochschule des sunnitischen Islam. Vatikansprecher Greg Burke betonte, dass die Reise nach Abu Dhabi wie schon der Besuch von Franziskus in Ägypten im April 2017 „die fundamentale Bedeutung unterstreichen soll, die der Papst dem interreligiösen Dialog beimisst“. Der Besuch werde ein „perfektes Beispiel für die Kultur des Dialogs sein“.
Bisher sind nur wenige Details bekannt. Franziskus wird am Sonntagabend in Abu Dhabi eintreffen. Am Montag dürfte die interreligiöse Friedenskonferenz im Mittelpunkt stehen. Für Dienstag ist ein Gottesdienst mit den Katholiken der Region geplant, bevor der Papst dann wieder zurück nach Rom reist. Gerade für die rund 900.000 Katholiken in den Vereinigten Arabischen Emiraten dürfte der Besuch ein wichtiges Zeichen der Bestärkung sein. Die Gemeinden bestehen zum großen Teil aus asiatischen Gastarbeitern. Arabische Christen gibt es nur wenige; zumal die Konversion zum Christentum nach wie vor verboten ist.
Die beiden Reisen in die muslimischen Länder im Februar und März fügen sich ein in die intensiven Bemühungen von Franziskus, das Verhältnis zwischen den Religionen, vor allem Christen und Muslimen, zu entspannen. Er setzt auf die Macht der Bilder und will zeigen, dass trotz theologischer Unterschiede, ein friedliches Miteinander und ein Dialog möglich sein kann. Das bedeutet nicht, dass er die eigenen Glaubensüberzeugungen über Bord wirft. Vielmehr ist Franziskus überzeugt, nur wer fest auf dem Boden der eigenen Religion steht und seine Überzeugung nicht verbirgt, wird einen guten Dialog führen können. Wie schon bei seinen Reisen in die Türkei, Aserbaidschan oder Ägypten wird er auch in Marokko und den Vereinigten Arabischen Emiraten diese Idee des Dialogs vorstellen und versuchen vorzuleben.